Der Wettbewerb Zukunftsstadt gliedert sich in drei Phasen:
Für die erste Phase bewarben sich insgesamt 168 Städte. Friedrichstadt wurde schließlich ausgewählt an dieser Phase eins „Entwicklung“ teilzunehmen und hatte so die Möglichkeit gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Wissenschaft, lokaler Politik, Wirtschaft und Verwaltung eine ganzheitliche und nachhaltige Vision 2030+ für die Stadt zu entwickeln. 51 Kommunen wurden in der ersten Phase gefördert, um Visionen für die zukünftige Entwicklung des Gesamtgebildes der Kommune inklusive Handlungsempfehlungen und Umsetzungsvorschlägen zu entwickeln.
In einer zweiten Phase „Planung“ des Wettbewerb Zukunftsstadt kann nun ein konkretes Planungs- und Umsetzungskonzept erstellt werden und die einzelnen Projekte umsetzungsreif geplant werden. Von den Teilnehmern der ersten Phase wurden 20 Städte und drei Nachrücker ausgewählt- darunter auch die Stadt Friedrichstadt.
An einer dritten Phase „Umsetzung“ können dann acht Kommunen teilnehmen und ihre innovativen Konzepte umsetzen.
Ausgangslage für die Bewerbung Friedrichstadts zum Wettbewerb Zukunftsstadt waren die vielfältigen Herausforderungen, denen sich die Gemeinde in Zukunft stellen muss: demographischer Wandel, die Veränderungen des Käuferverhaltens und zunehmende Mobilität haben zum Verlust innerstädtischer Strukturen geführt. Der historische Stadtkern leidet unter Gewerbe- und Wohnungsleerstand. Seit langem ist es schwierig, die verschiedenen Interessen und Gesellschaftsgruppen miteinander zu verzahnen. Es werden Ansprüche an das Gemeinwesen gestellt, ohne die Möglichkeiten des eigenen Engagements darin zu hinterfragen.
Vor diesem Hintergrund wurde Friedrichstadt für die Phase eins des Wettbewerbs Zukunftsstadt nominiert. Die Idee hinter der ersten Antragsphase war, durch geeignete Instrumente der Kommunikation und Entwicklung von Ideen, diese Ideen näher an den tatsächlichen Bedürfnissen zu entwickeln, die Kommune zu befähigen sich selbst weiterzuentwickeln und möglichst viele „Selbermacher“ zu aktivieren und damit nachhaltige neue Strukturen der Zusammenarbeit zu schaffen. Zudem sollte sich der Ort durch die fortwährende Partizipation und das Bilden von themenspezifischen Gruppen auf Dauer selbst gemeinschaftlich beraten.
Die Liste der Ideen, die in Phase 1 zusammengetragen wurden, reichen von kurzfristig bis langfristig realisierbar, hohem und niedrigem finanziellen Aufwand und denen, die einer längeren Planung bedürfen. Die Ideen reichen von: Rathaus als kulturell-kommunikatives Zentrum für alle, Geo-Caching, stadtweites W-LAN, Open Air Kino, Indoor-Klettern im Leerstand, einem „Unverpacktladen“ bis hin zu einem Repaircafé oder der Verschönerung des Eingangs in die Stadt.
Bioladen | Weinstube | Käsestraße / Käseladen | Regionalladen | Wochenmarkt mit regionalen Produkten / sunset market | Straßenflohmarkt |
Alltagsgeschäfte | philosophisches Quartett | Leerstandsmelder | Pop up Läden | Suppenbar | Nordfrieslandladen |
Biobistro | Drogerie | Kunsthandwerk | Friedrichstadtspiel | dänisches Design | Wollladen |
Nähclub | Zeittauschbörse | second hand | Repaircafé | Stadtgeschichte auf die Scheibe | Patenschaft |
Eigentümer Club | Umfrage zum Angebot in der Stadt | buy local / wir kaufen hier | Namen für die leeren Läden | Pflegen der Leerstandhäuser | Hotelprojekt |
Brauerei: Friedrichstädter Bier | Zukunftstadtausstellung in der Schule | Ortseingangschilder neu gestalten | Hinweise an der B5 | Gemeinschaftsauftritt des Einzelhandels online/offline | Bahnhof pflegen und verschönern |
Möbelentwürfe für den öffentlichen Raum | Marktplatz+ | architektonisch anspruchvolles Hotel | Bootsstege neu gestalten | Regionalgalerie | Kunstschmiede wiederbeleben |
Dauerausstellungen im Rathaus | Rathaus/ein Ort als kulturell-kommunikatives Zentrum für alle | Krähendenkmal | Cache / Geo Caching | Friedrichstädter Zeitung | zeitgemäße Stadtführung |
Straßenbanner | Filmclub | stadtweites W-Lan | Beachvolleyball/Boule | Openair Kino | Grachtenwinternacht mit kulinarischen Grachtenfahrten |
Aktionen auf dem Marktplatz | Stadt als Bühne | Fotoausstellungen | öffentlicher Bücherschrank | Lichtwunschfest im Winter | Bänke für alle |
Straßenkunstfestival | (elektronisches) Musikfestival | Nachtwächter | Weihnachtsbeleuchtung | Badestrand bewerben + beleben | Osterfest |
In-Door-Klettern | Liebesschlösser an den Brücken | Stadtfest | Kreisjugendringhaus | Outletkonzepte | Laden mit Alleinstellung in der Region |
Unverpacktladen | Lesesalon | Ferienhausservice (Reinigen+) | Erlebnisgastronomie | Funsport | Kaufhausgemeinschaft |
Gemeinschaftscafé | Barrockt | vegan-vegetarische Backstube | Ideenplattform | das Fliewatüüt soll in die Stadt | leere Schaufenster für Schulprojekte |
offizieller Schatzsucher | Skaterpark / Erlebnisraum | Hochseilgarten | Die Stadt pflegt sich selbst | Spielnetze über die Grachten | Wanderschaukeln |
Friedrichstadt App | Museumscard: in einer Stunde alle Museen+Essen | Glückswachstumsgebiet | Führung Friedrichstadt früh am Morgen | temporäre Hochsitze zur guten Aussicht | Nest über dem See |
gläserne Büros mit Tisch+Stuhl zum Mieten mit Naturkulisse | Floß-, Ponton-, Stegsaunen | Friedrichstädter Grachtensingen | Glückscampus | Sauna auf der Treene | Artists in Residence im Leerstand |
Laden Coaching | Mediation | Winterbürger | Fotos aller Bürger | Schülerprojekte Erforschung der Stadt | Vernetzungen für Beratungen |
Zugereistenclub | Genossenschaftsgründung | Baubeirat / Sachverständigenclubs/Kreishandwerkerschaft | dänische Willkommenskultur | Entscheidergipfel / Workshop der Entscheider | Mobilitätskonzepte |
Friedrichstädter Spaziergänge | Fähigkeitenbörse | Der Ort lernt | Es gibt nur ein Friedrichstadt | Smart Town | Barrierefreiheit |
Klimaschutz / Ökostadt | Kulturstadt | Brückenbau Bürger-Stadtverwaltung-Politik | Regionale Vernetzung | ECHTE Holländerstadt | Stärkung von WFF und Netzwerk 21 |
Modellbau Zukunftstadt | europäische Kulturhauptstadt / Region | Zukunftscontainer MyLove | autofreie Stadt | wir brauchen uns |
Während in der ersten Phase Ideen und Visionen gesammelt wurden, widmet sich die zweite Phase der Konzeption der Ideen bzw. der weiteren Überprüfung nach Relevanz und Umsetzungsmöglichkeit.
Viele Projektideen wurden bereits in der ersten Phase so weit konkretisiert, dass sie kurz vor der Umsetzungsreife stehen und es liegen bereits verschriftlichte Ideenskizzen vor. Für diese Ideen müssen konkrete Projektgruppen gegründet werden, die sich mit der Konzeption und Machbarkeit auseinandersetzen.
Zu den priorisierten Ideen gehören:
Barrierefreiheit im öffentlichen Raum | Gewerbevermarktung | Ortsgemeinschaftshaus | Quartiersentwicklung |
Behindertenangelplätze | Garten der Begegnung | Spielplatz Netzwerk 2021 | Tag der Vereine |
Kunstschule | Grachtenmodell (Wasserspielplatz) | Wanderwege | Krähenthematik |
Sunset Market | Wassertourismus | Zeitbrücken | Stadtgeschichte in die Schaufenster |
Auch in dieser zweiten Phase des Wettbewerbs sind die oberen Ziele durch geeignete Instrumente der Kommunikation und der Weiterentwicklung von Ideen, nachhaltige und ganzheitliche Projekte abzuleiten, die sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Bürger orientieren. Gleichzeitig entsteht durch dieses Empowerment der lokalen Bevölkerung eine Befähigung der Kommune sich selbst weiterzuentwickeln und „Selbermacher“ zu aktivieren. Eine auf Dauer ausgelegte und eigenständige Beratung durch themenspezifische Gruppen (bisher im Arbeitsprozess: Arbeitskreise) bei schrittweisem Rückzug der Hauptamtlichen ist Ziel des Prozesses. In Phase eins hatte sich eine nicht zu starre Vorstrukturierung bewährt.
Weiterhin muss am Ende der zweiten Phase ein Dachkonzept für die gesammelten Ideen der Bürger bestehen. Unter diesem Dachkonzept sollten die umsetzbaren und auch zielführenden Projektideen gegliedert sein. Für jede Idee muss ein wissenschaftlich überprüftes Projektkonzept vorliegen und der Bürgerwunsch nachgewiesen sein.
Kommunikation und Partizipation stellen die Turmspitzen des Dachkonzepts dar. Denn ohne die geeignete Partizipationsmöglichkeit ist das Projekt obsolet. Die bestehen Strukturen müssen verstetigt werden. Die Arbeitskreise als Gremien der Ideenfindung („Plattform der Ideen“) und -beurteilung müssen in jedem Fall auch in der zweiten Phase der Zukunftsstadt Friedrichstadt tagen. Sie sollten als offene Gremien verstanden werden, bei denen stets wieder neue Personen, die sich für das Oberthema interessieren, hinzustoßen können.
Leitmotiv und Handlungsfelder
In einem gemeinsamen Treffen wurde die übergreifende Vision für Friedrichstadt ausgearbeitet. Das Leitmotiv für die Vision lautet: „Holländerstadt – Brücken in die Zukunft“. Dieses Leitmotiv soll alle noch so verschiedenen Themenstränge unter einem Dach vereinen und gleichermaßen die Besonderheiten Friedrichstadts herausstellen. Im Rahmen der Vision wurden konkrete Handlungsfelder bestimmt:
1. Partizipation, Kommunikation, Engagement
2. „Lebendige Wirtschaft“
3. „Stadt inmitten der Dörfer“
4. Bauen, Wohnen, Stadtbild
5. Freizeit, Tourismus & Kultur
Das erste Handlungsfeld „Partizipation, Kommunikation und Engagement“ ist als übergreifendes Handlungsfeld zu sehen. Die weiteren Schritte der künftigen innovativen Stadtentwicklung sind nicht ohne Beteiligungsmöglichkeiten, aber auch Verbindlichkeiten durchzuführen.
Das zweite Handlungsfeld „Lebendige Wirtschaft“ vereint konkrete Projektideen wie die der Gewerbevermarktung. Es geht um Themen der Leerstandsbeseitigung, das „Wir-Gefühl“ der Einzelhändler sowie die Stärkung des Einzelhandels, Hotelansiedlung und die Suche nach neuen Modellen der Vermarktung und des Wirtschaftens.
Das dritte Handlungsfeld „Stadt inmitten der Dörfer“ meint die Einbindung der Stadt in sein Umland. Hierunter fallen Ideen wie eine regionale Personalbörse, das Aufbrechen des Konkurrenz-Gedankens, ein Stadtlauf, ein Tag der Vereine sowie die Einbindung der bis zu 2000, in der nahegelegenen, ehemaligen Kaserne untergebrachten Asylbewerber. Weiterhin ist geplant, die Bewohner der Umlandgemeinden zu ihrer Perspektive von Friedrichstadt zu befragen,
Bei dem Handlungsfeld „Bauen, Wohnen, Stadtbild“ handelt es sich beispielsweise um Ideen zur Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, Behindertenangelplätze, Quartiersentwicklung, ein Ortsgemeinschaftshaus oder die Ausarbeitung geeigneter Wanderwege.
Ein letztes Handlungsfeld fällt in den Bereich „Freizeit, Tourismus, Kultur“. Hierunter wurden in der ersten Phase Ideen entwickelt und vorgeschlagen wie ein Garten der Begegnung, Präsentation der Stadtgeschichte in Schaufenstern, ein Abendmarkt, eine Kunstschule, das Grachtenmodell oder auch die Weihnachtsbeleuchtung.